Hiermit verkünden wir offiziell, dass unser Projekt zum 31. Dezember 2017 zu Ende geht.
Die Idee von unkomplizierter, unkommerzieller und kritischer Kunst//Kultur//Politik fernab von bestehenden Institutionen braucht Offenbach dringender denn je. In einer Stadt, die dabei ist, sich im Eiltempo selbst zu verdauen, war aber in letzter Zeit kein Stück mehr für Gegenkultur übrig. Um frisch zu bleiben, haben wir uns entschieden, unsere kleine Institution aufzulösen und unsere Ideen unter den frischen Beton zu pflanzen. Sie werden sprießen. Bis dahin bleiben wir, was wir schon immer waren: Eine beachtliche Menge an Menschen, denen ihre Stadt nicht egal ist und die jetzt eine gemeinsame Geschichte haben:
Unsere Crew war zusammengesucht aus Freunden und Fremden. Die Idee war kein Hirngespenst: Es hat dieser Ruine von Stadt 20, 30 Jahre gefehlt. Nun waren wir da. In postmoderner Sprache wären wir „ein frisches und erfolgreiches »Start Up«, welches den aktuellen Zeitgeist trifft“. Nur, wer will heute schon postmodern sein? Wir sind ja kein Zollamt. Wir sind kein Wohlfühlcafé. Und auch kein Wilhelmsplatz. Dieses kleine Haus sah aus wie das Chaos. „Kritische Theorie bedeutet heute Chaos in die Ordnung zu bringen“. Oder so ähnlich.
Ohne Hierarchie – aber nie Frei von. Es bilden sich Gruppen. Es gastieren Gruppen. Es spalten sich Gruppen. Hauptgruppen. Nebengruppen. Hauptwiderspruch. Nebenwiderspruch. Sind wir nun gegen Gentrifizierung? Oder Teil von ihr? Oder beides? Dialektik ist ein Zauberstab. Stadtdiskurse. Texte veröffentlichen. Eigene Bubble. Leute da abholen wo sie… „Hast du noch Drehtabak?“
Zu viel Kunst. Zu wenig Politik. Alle Kunst ist politisch. Alle Politik ist Überlebenskunst. Kampf der Ideen. Synthese der Ideen. Bienchen&Blümchen der Ideen. Wer räumt hinterher auf? Wer macht die Carearbeit? Wohnzimmer ist Freizeit und Lohnarbeit, Liebe und Hass gleichzeitig.
Und immer, immer diese Finanzen. Täglicher Betrieb: tiefrote Zahlen. Partys: „Werft die Fuffis durch den Club.“ Achnee, müssen ja noch Rechnung bezahlen.
Dann halt Sponsoren: 1. Sparkasse Offenbach. 2. Klapperfeld Frankfurt. 3. Europäische Union. 4. Rosa Luxemburg Stiftung.
Witzige Mischung. Nur HarmonyFM ist noch witziger. Mit Wostok-Korn. Dienstagnachts um halb 3. #VerschwendeDeineZeit. #DasIstUnserHaus
Achnee doch nicht: Hausverkauf.
Erster Vermieter: Reich, Wechselhaft, Unseriös(-er als wir). Neue Vermieterin: Netter, Chaotisch, Unseriös(-er als wir). Vermittlung unserer Projektidee: bei beiden gleich Null. Investionsvolumen im Haus: bei beiden gleich Null.
Aber Mieterhöhung haben sie beide gelernt.
Heizung reparieren dafür nicht. #LängererHebel.
Achja, Gentrifizierung, da war ja was.
Erst geht es dann doch noch weiter; wenig später: die Vermieterin hat kein‘ Bock mehr auf uns: Kündigung, Abschiedsparty, mehr gebaut als in 19 Monaten zuvor. Getanzt, als gäb‘s kein Morgen.
Ende.
Fazit ziehen.
Durchmischte Meinungen. Haben wir alles erreicht? Potenzial ausgeschöpft? Pläne umgesetzt? Mehr von diesem, weniger von jenem?
„Neuer Raum? – Jaaaa!“
Doch mit der aussichtslosen Raumsuche die harte Erkenntnis:
Offenbach ist noch teurer – unbezahlbarer – geworden. Leerstand gibt es in der Bauwut eh nicht mehr. Nur noch Platz für Kulturindustrie und Luxusbauten. Beides nicht so unseres.
Die Stadt hat immer noch nichts anzubieten: Weder Gebäude, noch Geld. Gentrifizierung frisst alles auf. Oder war es der Kapitalismus?
Die Idee von einer Villa Kunterbunt braucht diese Stadt dringender denn je – wenn in diesem Zeitfenster nicht als Multiversum, dann irgendwann bald als was Neues.
Leute werden sich finden.
Ideen sprießen.
Und hoffentlich dann auch mal Gebäude.
Offenbach ohne diese Ideen bleibt eine Ruine. Mittlerweile eine teure!
Aber das Multiversum ist nun müde vom vielen plenieren, tanzen und suchen geworden. Es legt sich schlafen… Doch während unsere müden Körper sich von der ganzen Palette an Erfahrungen erholen, träumt unser Kopf schon von ganz neuen Galaxien, denn das Gespenst bleibt nicht stehen!
Gute Nacht.
// Multiversumsplenum